Strompreisvolatilität in Europa: Ursachen, Auswirkungen und Lösungsansätze im Check

Was ist Strompreisvolatilität?

Strompreisvolatilität – auch Energiepreisvolatilität – beschreibt schnelle, oft unvorhersehbare Schwankungen der Strompreise innerhalb kurzer Zeiträume. Diese Preisschwankungen wirken sich direkt auf Verbraucher, Unternehmen und die gesamte Wirtschaft aus.

Warum ist Strom so volatil?

Anders als andere Rohstoffe muss Strom mit der Erzeugung sofort verbraucht werden, da er nicht einfach (automatisch) gespeichert wird. Dies macht das Angebot-Nachfrage-Gleichgewicht sehr empfindlich. Zusätzlich beeinflussen komplexe Netzinfrastrukturen und regulatorische Rahmenbedingungen die Preisbildung.

Hauptursachen für die Energiepreis-Volatilität

Der Energiemarkt ist komplex – umso wichtiger ist es, die Ursachen und Auswirkungen der Strompreisvolatilität zu verstehen. Wir bringen Licht ins Dunkel:

  • Globale politische und wirtschaftliche Ereignisse: Geopolitische Konflikte, wirtschaftliche Sanktionen und Handelsstreitigkeiten können Stromlieferketten ebenso stören Änderungen von Regularien.
  • Dynamik von Angebot und Nachfrage: Unerwartete, selbst geringfügige, Nachfragesteigerungen – sei es durch gesteigerte Industrietätigkeit oder erhöhter Heizbedarf nach Kälteeinbrüchen – führen ebenso zu Preisänderungen wie Produktionsausfälle.
  • Wetter: Extreme Ereignisse wie Stürme oder Überschwemmungen können die Infrastruktur beschädigen und damit wiederum die Energie-Produktion – sprich das Angebot – beeinträchtigen. 
  • Erneuerbare Energien: Schwankende Erträge aus Wind und Sonne führen sowohl zu Überangeboten – was Preise senkt oder in den negativen Bereich rutschen lässt – als auch Versorgungsengpässen bei geringer Erzeugung, die Abhängigkeit von Reservestromquellen (häufige fossil) treibt die Preise in die Höhe.
  • Infrastrukturprobleme: Ausfälle von Kraftwerken oder Netzelementen wie Gaspipelines oder kerntechnische Anlagen verringern die Energieversorgung.
  • Verbindungsleitungen: Die Vernetzung des britischen Energiemarktes mit europäischen Märkten über Interkonnektoren überträgt Preisschwankungen auch grenzüberschreitend: Kommt es beispielsweise zu einem Nachfrageschub oder einem Angebotsrückgang in Europa, könnte das Vereinigte Königreich mehr Strom auf den Kontinent exportieren, was das heimische Angebot verringert und möglicherweise zu höheren Preisen führt.

Auswirkungen auf Unternehmen, Energieversorger und Netzbetreiber

Strompreisvolatilität sorgt bei Unternehmen für große Unsicherheiten bei Kosten und Planung – daher ist das Verständnis von gesteuerter versus ungesteuerter Volatilität sowie deren Auswirkungen auf Energieversorger, Netzbetreiber und Investitionen in erneuerbare Energien entscheidend. Ein Beispiel: Die Volatilität der Strompreise erhöht die betrieblichen und finanziellen Risiken für Energieversorger und Netzbetreiber. Da sie sich auf den schwankenden Energiegroßhandelsmärkten zurechtfinden müssen, können die entstehenden Kosten beträchtlich sein und werden oft in Form höherer Energiepreise an die Verbraucher weitergegeben. Diese Dynamik unterstreicht die Notwendigkeit effizienter Risikomanagementstrategien innerhalb der Energieversorgungskette, um die Auswirkungen abzumildern.

Kostenunsicherheit

Schwankende Preise erschweren die Budgetplanung: Gemanagte Volatilität beinhaltet die Verwendung von Finanzinstrumenten, Verträgen und strategischer Planung, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern und den Unternehmen vorhersehbare Energiekosten zu verschaffen. Bei ungesteuerter Volatilität hingegen sind die Unternehmen den Marktpreisschwankungen ausgesetzt, was zu finanzieller Instabilität führen kann. Unternehmen, die ihr Energiepreisrisiko aktiv managen, können einige der nachteiligen Auswirkungen der Volatilität abmildern und so ihren Wettbewerbsvorteil ausbauen.

Festpreistarife

Schutz vor Volatilität, oft aber teurer als variable Tarife: Da sich die Energiepreise nur schwer vorhersagen lassen, entscheiden sich Unternehmen häufig für Energieverträge mit festen Preisen, um Unsicherheiten zu vermeiden. Diese Verträge sind jedoch in der Regel mit einem Aufschlag verbunden, der das Risiko widerspiegelt, das der Anbieter mit dem Angebot eines stabilen Tarifs eingeht. Dies kann dazu führen, dass die Unternehmen während der Vertragslaufzeit mehr bezahlen müssen, insbesondere wenn die Marktpreise unter dem Festpreis liegen.

Investitionsrisiken

Der zunehmende Einsatz von Solarenergie kann zu einem Phänomen führen, das als Preiskannibalisierung bekannt ist und bei dem der Marktpreis für Strom in Zeiten hoher Solarstromproduktion erheblich sinkt. Ein Effekt, der Renditen, sofern es keine Speicherlösung für den überschüssigen Solarstrom gibt.

Risikomanagement

Gemanagte Volatilität durch Finanzinstrumente minimiert Risiken, ungesteuerte Volatilität kann zu finanzieller Instabilität führen: Die Volatilität der Strompreise steht in einem komplexen Verhältnis zu den Investitionen in erneuerbare Energien und Infrastruktur. Während erneuerbare Energien für den Übergang zu einer nachhaltigen Energiezukunft unerlässlich sind, bringt ihre Integration in das Stromnetz neue Herausforderungen mit sich.

Wichtig: Fehlende Batteriespeicher sind ein großes Risiko für Unternehmen

Investitionen in Solarenergie ohne eine passende Speicherlösung – zum Beispiel maßgeschneiderter Batteriesysteme (BESS) – steigern das Risiko geringer Renditen, zumal Strompreise zunehmend schwanken und immer häufigere Überangebote negative Preise verursachen. Das heißt: Die “wahren Kosten der Solarenergie” müssen Speicherlösungen zwingend berücksichtigen – nur so sind Rentabilität und Effizienz der erneuerbaren Energien gesichert.  

Strategien zur Abmilderung des Risikos

  • Preisobergrenzen: Schützen vor extremen Preisspitzen, können aber Marktverzerrungen verursachen.
  • Festpreistarife: Bieten Kostensicherheit und schützen vor kurzfristigen Marktschwankungen. Auf der anderen Seite verursachen sie aufgrund fixer Aufschläge Mehrkosten, wenn der Marktpreis unter den Festpreis fällt. 
  • Energiespeicher: Die Speicherung überschüssiger Energie in Niedrigpreiszeiten und Nutzung bei Spitzenlast senkt die Abhängigkeit von teurem Netzstrom.
  • Spezialisierte Energieeinkäufer: Energiemanager optimieren Einkaufsstrategien und Kosten.
  • Corporate Power Purchase Agreements (CPPAs): Langfristige Verträge über feste Preise mit Erzeugern erneuerbarer Energien können Preisstabilität und die Erreichung der eigenen Nachhaltigkeitsziele fördern.
  • Politische Maßnahmen: Regulierung und Förderungen stabilisieren den Markt und schützen Verbraucher. Allerdings müssen Preisobergrenzen sorgfältig gehandhabt werden, um Investitionen in den Energiesektor nicht zu behindern, was zu längerfristigen Versorgungsproblemen führen könnte. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Verbraucherschutz und Marktgesundheit ist entscheidend für die Wirksamkeit von Preisobergrenzen bei der Stabilisierung der Energiepreise.

Strompreisvolatilität in Europa: Beispiele

Während das Vereinigte Königreich bei der Bewältigung der Strompreisvolatilität eine Vorreiterrolle einnimmt, ist das europäische Festland in unterschiedlichem Maße von dem Phänomen betroffen. 

Deutschland: Energiewende und steigende Gaspreise führen zu starken Schwankungen und Preisspitzen

Eine Studie ergab, dass ein Anstieg des Gaspreises um 1 % zu einem erwarteten Anstieg der Strompreise in Deutschland um 0,525 % führt, während ein Anstieg des Kohlepreises um 1 % zu einem Anstieg um 0,495 % führt.

Niederlande: Stärkster Preisanstieg (+953 %) durch Steueränderungen

Im Jahr 2023 gab es mehr als 300 Stunden mit negativen Preisen auf dem Day-Ahead-Markt, wobei 260 Stunden unter die “4-Stunden-Regel” fielen. Trotz des insgesamt niedrigeren Preisniveaus im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 kam es zu starken Preisspitzen – fast die Hälfte der Spotmarktpreise lag über 100 €/MWh.

Italien: Höchste Großhandelspreise aufgrund hoher Importabhängigkeit

Italien verzeichnete im ersten Quartal 2024 mit durchschnittlich 91,98 €/MWh auf dem IPEX-Markt die höchsten Großhandelsstrompreise in Europa. Das Land ist der größte Nettoimporteur von Strom in der EU, was zu den hohen Preisen beiträgt.

Rumänien: Starke Preissteigerungen bei Strom und Gas seit der Energiekrise

In Rumänien sind die Strom- und Gaspreise seit Beginn der Energiekrise erheblich gestiegen, die Strompreise um 112 % und die Gaspreise um 134 %.

Portugal: Teil eines europäischen Trends

Spezifische Daten für Portugal liegen nicht vor – die Situation lässt sich jedoch in den Kontext der europäischen Energielandschaft einordnen. Europaweit sind die Strompreise im Vergleich zu 2022 zwar gesunken, aber bleiben fast überall 30 – 40 % über Vorkrisenniveau.

So können Sie die Strompreisvolatilität clever managen

Die beschriebenen Faktoren machen deutlich, dass die Energiepreisvolatilität komplex ist und strategisches Management sowie technologische Lösungen wie Batteriespeicher essenziell für eine stabile und nachhaltige Energieversorgung sind.

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